Google Reviews, Studycheck und Co.: Hochschulbewertungen im Netz

Studentin gibt in ihrem Handy eine Hochschulbewertung ein
© marchmeena29/iStockphoto

Bis vor wenigen Jahren erfuhren zukünftige Studierende nur im direkten Gespräch mit anderen, ob die Mitarbeiter des Prüfungsamts einer Hochschule besonders freundlich sind oder das Mensa-Essen zu empfehlen ist. Heute finden sie solche persönlichen Einschätzungen im Internet.

Autorin: Susanne Geu (30. Juni 2020)

Zwei, drei Klicks am Computer oder auf dem Handy – mehr braucht es nicht, um detaillierte Informationen über eine Hochschule einzuholen, die in keinem Studienführer und keinem Hochschulranking zu finden sind. Stattdessen beantworten Bewertungen auf Portalen wie Google, Facebook, Studycheck und anderen, wie kompetent die Lehrenden von den Studierenden eingeschätzt werden, wo die besten Campuspartys stattfinden und wie viel Unterstützung Studierende bei der Praktikumssuche bekommen.

Bewertungen als Entscheidungshilfe

Es ist zu einem selbstverständlichen Prinzip der Meinungsäußerung geworden, Dienstleistungen und Produkte im Internet zu bewerten. Auf Produktbewertungen greifen laut Online-Bewertungsportal Monitor 2019 rund 75 Prozent der 18- bis 69-Jährigen zumindest gelegentlich vor dem Online-Shopping zurück.

Eine Methode, die Studieninteressierte auch bei der Wahl des Studienortes anwenden. Sie vertrauen darauf, wie gut die Peergroup die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Chancen auf angemessen bezahlte Studierendenjobs einschätzt. Faktoren, die neben der Qualität der Lehre und hervorragenden Forschungsmöglichkeiten ausschlaggebend für die Wahl der Hochschule sein können.

Google-Review beeinflusst SEO

Tipps zum Umgang mit (kritischen) Erfahrungsberichten von Studierenden

Analyse: Wo im Netz wird über unsere Hochschule gesprochen? Nach dem eigenen Hochschulnamen auf Bewertungsportalen suchen und das ggf. vorhandene Reportingsystem aktivieren, um neueste Kommentare per E-Mail zugeschickt zu bekommen.

Mindset: Jeder Erfahrungsbericht ist eine Möglichkeit, mit Studierenden in einen produktiven Diskurs zu treten.

Dankbarkeit: Auf positive und negative Erfahrungsberichte gleichermaßen reagieren und sich bedanken, dass der Rezensent sich Zeit für ein Feedback genommen hat.

Anteilnahme: Auf kritische Erfahrungen eingehen, ohne sich zu rechtfertigen. Konkret erfragen, was sich ändern muss, damit der Missstand behoben werden kann.

Ansprechpartner: Komplizierte Sachverhalte nicht in den Kommentaren diskutieren, sondern konkrete Ansprechpartnerinnen oder Ansprechpartner benennen, die sich um das Anliegen kümmern können.

Zusammenarbeit: Kritische Inhalte in Absprache mit beteiligten Fakultäten oder Verwaltungseinrichtungen klären.

Die Google-Review-Funktion existiert seit 2007, abrufbar sind die Bewertungen über Google-Maps und im Businessprofil der Googlesuche. Verschiedene Studien haben herausgefunden, dass sie sogar einen Ranking-Faktor beim Thema Suchmaschinenoptimierung (SEO) darstellt. Die Anzahl, das Verhältnis zwischen positiven und negativen Bewertungen und die Zeit, bis die Institution auf eine Bewertung antwortet, kann sich auf die Platzierung in den lokalen Suchergebnisse auswirken.

Inzwischen gibt es wohl kaum eine Hochschule, die keine Google-Bewertungen aufweist. Die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg kommt im März 2020 auf 127 Google-Bewertungen mit einer Sternebewertung von 4,4 von 5 möglichen Sternen. Die Bewertungen reichen von Aussagen wie “Das Institut für Mikrosystemtechnik ist sehr gut ausgestattet und die Studienbedingungen sind sehr gut. Nur die Mensa könnte besser sein” bis zum kurzen Statement “Very confusing system for application“. Andere sind wenig aussagekräftig (“Sehr schön”, “Top Struktur!”) und für angehende Studierende eher irrelevant.

Die Universität beobachtet die Google-Bewertungen. “Etwa zwei- bis dreimal im Jahr erscheint dort ein negativer Kommentar, der eine Reaktion erfordert”, erklärt Nicolas Scherger, Pressesprecher und Leiter der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg. “Der Social-Media-Koordinator unserer Universität antwortet dann in Absprache mit den jeweiligen zuständigen Fachabteilungen”, so Scherger. Dabei legt die Hochschule Wert auf einen höflichen Umgangston und versucht, Kritik mit sachlichen Lösungsvorschlägen zu begegnen.

Funktionen zur Gestaltung des Hochschulprofils

An der Friedrich-Schiller-Universität Jena haben Studienanfängerinnen und Studienanfänger mehrheitlich das Bewertungsportal Studycheck zu Rate gezogen. “In unserer Erstsemesterbefragung im Wintersemester 2018/19 haben wir abgefragt, welche Online-Portale die Studierenden genutzt haben, um eine Studienentscheidung zu treffen. An erster Stelle stand mit 21 Prozent die Seite studycheck.de”, sagt Dr. Beate Gräf, Leiterin des Teams Marketing und Veranstaltungen der Friedrich-Schiller-Universität Jena.

Die Studierenden können sich auf Studycheck über das Studienangebot der Hochschule informieren, haben dort aber – anders als bei normalen Studiengangsdatenbanken – Zugriff auf eine hochschulübergreifende Punktebewertung und persönliche Erfahrungsberichte der Studierenden. Seiten wie meineuni.de, unicheck.unicum.de oder studis-online.de bieten ähnliche Services. Studierende, die eine Bewertung verfassen, müssen per Online-Formular versichern, dass sie das Studium belegt haben. Der Studienbeginn darf nicht länger als zehn Jahre zurückliegen. Jeder Nutzer und jede Nutzerin ist für die erstellten Erfahrungsberichte selbst verantwortlich. Studycheck behält sich jedoch vor, Rezensionen zu entfernen.

Hochschulprofile legt Studycheck auf seiner Website automatisch ohne vorherige Rücksprache mit den Institutionen an. Diese sind kostenfrei und es obliegt jeder Hochschule selbst, ob sie ihr Profil pflegt und weitere Informationen einstellt. Upgrades für einzelne Fächer können kostenpflichtig hinzugebucht werden. Eine Möglichkeit, die Beate Gräf für bestimmte MINT-Studiengänge in Anspruch nimmt: “Ich buche eine Extra-Präsenz für Fächer, die ein stärkeres Marketing benötigen. Wir können dann Bilder, Videos und Links noch anschaulicher einbinden”, erklärt Gräf den strategischen Ansatz ihrer Hochschule.

Das Bewertungsformular von Studycheck ist bewusst einfach gehalten. Dem Meinungsbild der Studierenden liegt kein Fragenkatalog mit ausdifferenzierten Items zugrunde, sondern eine kurze und knackige Bewertung der eigenen Studienerfahrungen. Studieninhalte, Dozenten, Lehrveranstaltungen, Ausstattung, Organisation und Bibliothek werden per Sternebewertung abgefragt. Die Frage “Welche Erfahrungen hast du mit dem Studium gemacht?” kann in einem Freitextfeld beantwortet werden.

Ob man das Studium empfehlen würde, wird mit einem Klick auf einfaches “Ja” oder “Nein” entschieden. Als letzten Schritt können die Studierenden Pros und Contras für oder gegen den Studiengang nennen. Für die Studierenden ist dieses Vorgehen mit einem geringen Zeitaufwand verbunden. Für die Hochschulen bedeutet es unter Umständen eine stark vereinfachte Darstellung ihres Hochschulprofils und ihrer Servicequalität.

Internationale Bewertungsportale und Reportingsysteme

Internationale Portale des DAAD

Auch der DAAD bietet Hochschulen verschiedene Möglichkeiten, ihre Studiengänge in internationalen Portalen vorzustellen:

  • Auf der neuen Plattform My GUIDE können internationale Studieninteressierte über eine individualisierte Suchfunktion passende Studienangebote an deutschen Hochschulen finden. Sie können zudem ihre Hochschulzugangsmöglichkeiten überprüfen und Hochschulen via My GUIDE direkt kontaktieren.
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  • Über GATE-Germany können deutsche Hochschulen Einträge in der Datenbank International Programmes in Germany buchen und dort ihre internationalen Studiengänge, Sprach- und Fachurse oder studienvorbereitenden Kurse bewerben.
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  • In der Studiengangssuche des DAAD werden alle im Hochschulkompass der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) eingetragenen Studiengänge deutscher Hochschulen auf Deutsch und Englisch ausgegeben.
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Bewertungsfunktionen bieten diese Portale nicht.

Studieninteressierte aus dem Ausland kontaktieren deutsche Hochschulen zudem vielfach über bekannte internationale Studiengangsportale wie studyportals.com, masterstudies.com, studylink.com und free-apply.com. Die Hochschulen präsentieren dort ihre englischsprachigen Studiengänge. An der SRH Hochschule Heidelberg landen die Anfragen der internationalen Studieninteressierten direkt im Admission Office, wo E-Mail– und Chatnachrichten beantwortet werden.

“Einige Portale sind kostenlos, bei anderen zahlt man eine monatliche Listungsgebühr oder eine Gebühr pro eingeschriebenem Studierenden. Wir stehen aber immer in sehr gutem Kontakt mit dem jeweiligen Key Account Manager der Portale, bekommen Reportings und Leads, also E-Mail-Adressen von Studierenden, die sich für unsere Hochschule interessieren”, berichtet Kamilla Allgeier, Leiterin des Admission Office und der Studienberatung an der SRH Hochschule Heidelberg.

Ein Reportingsystem stellen nahezu alle Bewertungsportale zur Verfügung. Hochschulen müssen nicht selbst auf die Suche nach neuen Bewertungen gehen, sondern erhalten eine Benachrichtigung, sobald eine neue Bewertung erstellt wurde. Bei Google kann man sich per E-Mail oder über die App Google My Business benachrichtigen lassen.

Hochschulbewertungen strategisch steuern

Nur wenige Hochschulen fordern ihre Studierenden bisher aktiv dazu auf, Bewertungen auf Google, Facebook oder Studycheck zu hinterlassen. Rezensionen werden häufig nach sehr positiven oder negativen Erfahrungen mit der betreffenden Institution verfasst. Aber emotionale Erlebnisse sind nicht der einzige Grund. Menschen schildern ihre Eindrücke auch, um anderen informierte Entscheidungen zu ermöglichen, ihre Wertschätzung gegenüber der Einrichtung auszudrücken oder der Institution dabei zu helfen, sich weiterzuentwickeln.

Diese Beweggründe können Hochschulen nutzen, um Studierende gezielt auf Bewertungsmöglichkeiten hinzuweisen und ihnen das Verfassen eines Kommentars so einfach wie möglich zu machen. Sie können den Link zur Bewertungsseite im Hochschul-Newsletter einbinden oder die lange Webadresse mit Hilfe eines URL-Shorteners kürzen, um sie in Printpublikationen zu verwenden.

Die verbale Aufforderung sollte als Bitte um einen Gefallen formuliert werden, ohne dass das Gefühl einer Verpflichtung entsteht. Ein Harvard-Professor fand bereits 1978 heraus, dass die Wahrscheinlichkeit, einer Bitte nachzukommen um 33 Prozent steigt, wenn der Wunsch begründet wird. Bitten Hochschulen ihre Studierenden daher um eine Bewertung, sollten sie einen Grund dafür angeben: zum Beispiel “Weil wir unseren Studierendenservice weiter verbessern möchten…” oder “Weil uns Ihr Feedback bei der Entwicklung unseres Lehrangebots hilft…”.

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