Erfolgsfaktor Marktanalyse: Leitfragen zur Identifizierung passender Zielmärkte

Hochschulmitarbeiter sitzen an einem Konferenztisch mit Laptops, Tablets und Smartphones
© Blue Planet Studio/AdobeStock

Vor der Analyse steht die Recherche: Kennzahlen und Hintergrundinformationen liefern wichtige Erkenntnisse und bieten Orientierung, wie deutsche Hochschulen passende Zielmärkte identifizieren können.

Autorin: Gunda Achterhold (September 2024)

Aus welchen Ländern kommen passende internationale Studierende, in welchen Märkten sind das Deutschlandinteresse und deutsche Sprachkenntnisse besonders hoch und welche Länder haben gut ausgebildete Studieninteressierte? Fragen wie diese beschäftigen Mitarbeitende deutscher Hochschulen. Wie sehr, das zeigte sich im Rahmen der DAAD-Netzwerkkonferenz 2024, die im Juni in Bonn stattfand. Spitzenreiter bei den Anmeldezahlen zu den Sessions, Ländergesprächen und Thementischen war eine Veranstaltung zum Thema “Erfolgsfaktor Marktanalyse”.

Eine fundierte Marktanalyse ist für Hochschulen unerlässlich, um im globalen Wettbewerb um Talente erfolgreich zu sein. Doch wie geht man dabei am besten vor, wo lassen sich Daten und Hintergründe finden? “Ziel unserer Veranstaltung war es, wichtige Daten- und Informationsquellen vorzustellen und Leitfragen zu diskutieren, die bei der datengestützten Rekrutierung internationaler Studierender hilfreich sein können”, sagt Stephanie Stromeyer, Leiterin des DAAD-Referats “Geschäftsstelle GATE-Germany und Marketing-Wissen” und Moderatorin der Session.

Leitfragen unterstützen die Suche nach passenden Zielmärkten

Zu sechs Schwerpunktthemen, die bei einer Marktanalyse wichtig sind, erhielten die Teilnehmenden auf der DAAD-Netzwerkkonferenz konkrete Informationen:

  • Deutschlandinteresse
  • Bildungsniveau
  • akademische Schwerpunkte
  • Sprachkenntnisse
  • Hochschulsystem im Herkunftsland
  • Hochschulzugang in Deutschland

Expertinnen und Experten stellten Datenbanken und Services vor und gaben Empfehlungen für die Nutzung.

“Nicht immer lassen sich direkte Antworten auf die komplexen Fragen der Hochschulen finden, die sie sich im Rahmen ihrer Marktanalyse stellen”, erklärt Stephanie Stromeyer weiter. “Wir zeigen ihnen anhand von Leitfragen, welche Antworten sie in Wissenschaft weltoffen, dem HSI-Monitor und den Bildungssystemanalysen finden können.”

Beispiel Deutschlandinteresse: Aus welchen Ländern kommen die meisten internationalen Studierenden nach Deutschland und wie hat sich die Bedeutung dieser Herkunftsländer entwickelt? Ausgehend von dieser Leitfrage präsentierte DAAD-Experte Dr. Jan Kercher Daten und Fakten zu Mobilitätsströmen aus dem Projekt Wissenschaft weltoffen. Seit 2001 tragen der DAAD und das Deutsche Zentrum für Hochschul- und Wissenschaftsforschung (DZHW – früher: HIS bzw. HIS-HF) Informationen zur Internationalität von Studium und Forschung in Deutschland und weltweit zusammen, die halbjährlich publiziert werden. Alle Abbildungen und Daten lassen sich über die Website als Grafik-Dateien oder Excel-Tabellen herunterladen. Sie bündeln Informationen zu Mobilitätsentwicklungen, Herkunftsländern und -regionen, Abschlussarten und Fächergruppen. Eine Servicestelle unterstützt beratend und führt auf Wunsch auch individuelle Auswertungen durch.

“Im Hinblick auf die wichtigsten Herkunftsländer internationaler Studierender sind vor allem unsere interaktiven Grafiken zur internationalen Studierendenmobilität interessant”, so Kercher. Auf Basis der UNESCO-Studierendenstatistik lässt sich mit wenigen Klicks auf der Karte verfolgen, aus welchen Ländern die meisten Studierenden nach Deutschland kommen. Die Abbildung zeigt zugleich auch die Gesamtzahl der Auslandsstudierenden des jeweiligen Landes an, sodass sich die aktuelle Relevanz Deutschlands als Zielland einordnen lässt.

Kennzahlen und Diagramme: Wo steht unsere Hochschule im Vergleich?

Fragen zu akademischen Schwerpunkten oder besonders beliebten Hochschultypen und Fächergruppen wiederum lassen sich über Profildaten zur Hochschulinternationalität beantworten, die der HSI-Monitor bereitstellt – HSI steht für Hochschulinternationalität. Das kostenfreie Serviceprojekt gibt deutschen Hochschulen statistisch gesicherte Kennzahlen zur Ausrichtung ihrer Internationalisierungsstrategie an die Hand. In Zusammenarbeit zwischen DAAD, Hochschulrektorenkonferenz, der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Alexander von Humboldt-Stiftung werden Vergleichsdaten berechnet, die Rückschlüsse auf die eigene Position innerhalb der deutschen Hochschullandschaft zulassen.

In einem “Hochschuldossier kompakt” können registrierte Nutzerinnen und Nutzer detaillierte Informationen zu ihrer Hochschule abrufen. Im Rahmen der Netzwerkkonferenz 2024 zeigte Niels Böhm, einer der Leiter der gemeinsamen Geschäftsstelle des HSI-Monitors in Bonn, wie sich über die Funktion “Diagrammsuche” schnell und einfach alle verfügbaren Kennzahlen finden lassen. Beispielsweise zu der Leitfrage: Welche Fächergruppen belegen internationale Studierende besonders häufig?

Die Grunddaten zu internationalen Studierenden im HSI-Monitor umfassen ausdifferenzierte Suchkriterien, von Geschlecht, Fächergruppen oder Herkunftsregionen bis hin zu angestrebten Abschlüssen. Sucht man nach Fächergruppen von Studienanfängerinnen und Studienanfängern aus dem Ausland, liegen die Ingenieurwissenschaften an der Spitze, gefolgt von den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. “Die Darstellung der Durchschnittswerte ihrer eigenen Institution sowie dreier Benchmark-Größen im Vergleich zu anderen Hochschulen des jeweiligen Clusters und von sogenannten Overperformern ist eine nützliche Informationsgrundlage für die Hochschulen”, so Böhm. “Und ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur eigenen Marktanalyse.”

Qualitative Auswertung, ergänzt durch Expertise

Am Beispiel Ghana veranschaulichte John Dzaba vom Kompetenzzentrum Internationale Wissenschaftskooperationen (KIWi), welche Möglichkeiten die Bildungssystemanalysen des DAAD bei der Marktanalyse bieten. Informationen zu Hochschultypen und Studiensystem, zur Internationalisierung und dem Stand der deutschen Sprache im Land beinhalten die umfassenden Analysen ebenso wie Hintergrundwissen zu Politik und Wirtschaft. Die Expertise des weltweiten DAAD-Netzwerks fließt in die quantitative und qualitative Auswertung ein. Fragen zu akademischen Schwerpunkten lassen sich auf dieser Grundlage ebenso klären wie zu besonders nachgefragten Kooperationsformen oder zu Deutschlernenden im Land. “Die Bildungssystemanalyse individuell erlaubt außerdem, bis zu zehn Länder nach ausgewählten Gesichtspunkten miteinander zu vergleichen”, so Dzaba. Innerhalb von Sekunden werden die verfügbaren Daten und Analysen aus den einzelnen Bildungssystemanalysen in einem PDF zusammengestellt.

Datengestützte Recherchemöglichkeiten bieten einen guten ersten Überblick über internationale Märkte. “Anhand von Daten lässt sich eine Grundorientierung gewinnen”, sagt Andreas Mai, Leiter des DAAD-Referats “Internationales Hochschulmarketing”. Diesen Schritt müssen Hochschulen aus seiner Sicht selber gehen. Jede Hochschule müsse ihre eigenen Ziele kennen und Benchmarks definieren, die verwendet werden sollen. “Denn es gibt eben keine ‘One-fits-all’-Lösung.” Weitergehende Fragen zu internationalen Märkten und Zielländern beantwortet sein Team auf Anfrage individuell. “Für die länderspezifischen Hochschulmarktrecherchen von GATE-Germany holen wir Informationen von Expertinnen und Experten vor Ort zu konkreten Fragen ein”, so Mai. Die Kurzstudien unterstützen Hochschulen bei der zielgenauen Rekrutierung im Ausland, die Daten lassen sich den eigenen Zielen entsprechend definieren.

Leitfaden soll Hochschulen bei der Marktanalyse unterstützen

Das große Interesse an der Veranstaltung zeigen eindrucksvoll, wie wichtig das Thema Marktanalyse für ein erfolgreiches und zielgerichtetes Marketing ist. Um Hochschulen den ersten Schritt in die Recherche zu erleichtern, plant GATE-Germany einen Leitfaden, der die Ergebnisse der Veranstaltung bündelt und deutschen Hochschulen hilfreiche Informationen und Daten für die eigene Marktanalyse zur Verfügung stellt.

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